Galgen Wolschartwald
PositionLand/Region Kärnten, Bezirk Sankt Georgen am Längsee, Gemeinde St. Veit an der Glan
33 N 456606 / 5184458 UTM/WGS84
BeschreibungObjektbeschreibung
Im Wolschartwald, zwischen dem Längssee und dem Krappfeld gelegen, liegen auf einer Kuppe im Wald, dem sogenannten "Galgenkogel", vier große und einige kleinere Steine. Maximilian Messner schreibt in seinem Artikel1, daß im ganzen Wolschartwald keine vergleichbaren Steine vorkämen und diese daher von Menschen herbeigeschafft worden sein müssen. Weiters spricht Messner davon, daß die Steine auf einem "runden, aus Steinen gemauerten Podest gelagert" wären. Das Podest habe einen Durchmesser von vier Metern und sei einen halben Meter hoch. Weiters geht Messner davon aus, daß früher am Sockel zwei Holzpfeiler als Galgensäulen aufgestellt und durch die großen Steine fixiert wurden. Bei einem Lokalaugenschein2 konnte jedoch höchstens ein rudimentäres Podest feststellt werden: es sind zwar bodennahe Steine vorhanden, auf denen teilweise die vier großen Steine ruhen, eine von Menschenhand herbeigeführte, einigermaßen regelmäßige oder gar gemauerte Steinsetzung der von Messner beschriebenen Ausmaße konnte ich nicht erkennen. Bei den Steinen handelt es sich um natürliche, unregelmäßige Blöcke ohne Bearbeitungsspuren. Auffällig ist tatsächlich, daß sich in der Umgebung keinerlei größere Steine befinden und die Steinsetzung daher solitär wirkt. Andererseits unterscheiden sich die Steine fundamental von allen anderen Galgenresten die ich bisher untersuchen konnte und es erscheint mir auch unklar wie die unregelmäßigen, unbehauenen Blöcke dazu hätten dienen können Holzbalken zu verankern. Messner führt einen Plan der Pfarre St. Georgen am Längssee aus dem Jahre 1760 an, auf dem ungefähr an der Stelle der Steinsetzung zwei Galgen des üblichen Aufbaus, ein dreisäuliger mit Einfassungsmauer und ein zweisäuliger ohne Unterbau, zu erkennen sind. Darüber ob und wie die Blöcke mit der ehemaligen Richtstätte in Zusammenhang stehen kann nur spekuliert werden: es wäre möglich, daß die Steine schon früher und aus einem anderen Zweck von Menschen auf den Kogel gebracht wurden oder in Zusammenhang mit der Errichtung des Galgens oder aber aus natürlicher Ursache dort ihren Standort fanden. Die Richtstätte wurde möglicherweise unabhängig von den Blöcken an diesem Platz errichtet oder aber weil es sich aufgrund der Steinsetzung bereits um einen markanten und bekannten Ort handelte. Es ist zwar aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen, daß die Blöcke Teil eines Galgens waren oder sonstwie im Zuge der Exekutionen Verwendung fanden und dafür entweder herbeigeschafft oder bereits vorhanden waren und sekundär genützt wurden. Es ist auch denkbar, daß es sich dabei um einen frühen, rudimentären Galgen handelte und erst später ein bzw. mehrere Galgen der von anderen Orten bekannten Bauform errichtet wurden.

Historischer Kontext
Osterwitz kam 860 durch Schenkung an das Erzbistum Salzburg. Im Zuge des Investiturstreits 1077 an ein Mitglied der Spanheimer Herzogsfamilie als Lehen vergeben, wurde es im Laufe des 12. Jahrhunderts von den Herzögen dauerhaft annektiert. Das Landgericht Hochosterwitz wurde, als „Gericht des Schenken“ (von Osterwitz), am 3. September 1329 erstmals genannt. Seit 1478 im Besitz der Habsburger, wurde es 1509 dem Bischof Matthäus Lang von Gurk samt Amt und Landgericht Kraig verpfändet und nach dessen Tod 1541 von Christoph Khevenhüller eingelöst, der es 1571 als freies Eigen kaufte.3 Das Gebiet des Wolschartwaldes, in dem der Galgenkogel liegt, gehörte ursprünglich zum Landgericht Kraig und wurde zwischen 1578 und 1580 vom damaligen Besitzer beider Landgerichte, Georg Khevenhüller, abgetrennt und dem Landgericht Hochosterwitz zugeteilt.4 Im Landgericht Kraig wurde bei der Ortschaft Sand ein neuer Galgen errichtet, der an anderer Stelle behandelt wird. Angeblich wurde das hier beschriebene Hochgericht zu dem Zweck errichtet um die gefürchteten Räuber, die im Wolschartwald ihr Unwesen trieben, abzuschrecken.5

Standort und Lage
Die Steinsetzung kann folgendermaßen erreicht werden: man fährt die Kappeler Straße L94 in Richtung S37 und nimmt die Auffahrt Richtung Klagenfurt auf die Schnellstraße. Man fährt jedoch nicht auf die Schnellstraße auf sondern zweigt kurz davor auf einen Begleitweg ab, der die Schnellstraße Richtung Südwesten säumt. Den Weg fährt man entlang, wechselt dabei durch eine Unterführung auf die linke Seite der Schnellstraße bis rechter Hand eine weitere Unterführung erscheint. Dort biegt man links in den Wald ab und parkt inmitten von im Wolschartwald inflationär auftretenden Schwammerlsuchverbotsschildern. Nach links zweigt nach Nordosten ein Weg ab, den man rund 400 Meter verfolgt um dann scharf nach rechts abzubiegen. Nach weiteren 100 Metern zweigt ein weiterer Weg nach links ab, über den man auf den Hügelrücken hinauf gelangt. Nach weiteren rund 250 Metern entdeckt man links die Steinsetzung am Galgenkogel. Die Richtstätte lag im nördlichen Zipfel des großen Landgerichtssprengels Hochosterwitz, hart an der Grenze zum östlich gelegenen Landgericht Althofen.6
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1 [Messn03]
2 Lokalaugenschein am 23.6.2011
3 [LGKE4-1; S. 122f]
4 [LGKE4-1; S. 75]
5 [Messn03]
6 [LGK; Blatt 25], der Galgen ist hier ungefähr an der Stelle, wo sich die Steinblöcke befinden, vermerkt.

Literatur: [Messn03]
Bilder/Plan
23.06.201123.06.2011Plan aus [Messn03]Planskizze

© Stefan Lefnaer 14.03.2015